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Artikel vom 20.12.2007

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Ottokars Cinétips

Royales Märchen in bizarren Roben

Cate Blanchett schlüpft ein zweites Mal in die Rolle, mit der sie vor neun Jahren ihre Weltkarriere begründete

Von Ottokar Schnepf



Cate Blanchett: mehr Ikone denn Königin


Nach «Elizabeth» schenkt uns Regisseur Shekhar Kapur eine Fortsetzung in Form einer opulent ausgestatteten Seifenoper; dazu steigt Cate Blanchett ein weiteres Mal auf den englischen Thron. In «Elizabeth - The Golden Age» wird sie in ein Wechselbad der Gefühle getaucht und inszenatorische Pracht verwandelt sich in erdrückenden Pomp.

Seit 1937 in «Fire Over England» musste Queen Elizabeth I. in über zehn weiteren Kino-Produktionen als Aushängeschild herhalten. Dabei waren die politischen Machenschaften meist wenig akkurat, im vorliegenden Fall sind sie schlicht falsch.

Bei der Elizabeth von 1998 war das anders: Damals zeigte Regisseur Kapur den Werdegang einer jungen Frau, die aus aussichtsloser Position ins Ränkespiel der Macht gerät und schliesslich als Virgin Queen Elizabeth 1558 den Thron besteigt.

In der Fortsetzung nun hat man als Zuschauer alle historischen Inkorrektheiten ignorierend das grösste Vergnügen an diesem Historiendrama, das dreissig Jahre später spielt. Da müsste die Königin bereits über fünfzig sein, wesentlich älter als die in opulenten Bildern auftretende Queen Blanchett. Dafür aber verteidigt sie souverän ihr Reich gegen die katholische Bedrohung, das heisst gegen einen «comic»-haft gezeichneten Philipp II. von Spanien und die blasse Widersacherin im eigenen Land Mary Queen of Scots (Samantha Morton): Elizabeth hat die Regentschaft fest in der Hand und präsentiert sich in bizarren Roben aus Seide und Brokat.

Als Sir Walter Raleigh (Clive Owen) auf der Bildfläche erscheint und seinen Mantel über eine Pfütze wirft, damit die Königin trockenen Fusses auf die andere Seite gelangt, entflammt er mit seinem Piratencharme das Herz der Königin; sein offener Hemdkragen führt die Queen in «no longer virgin»-Versuchung und treibt sie zu rasender Eifersucht.

Etwas Bewegung kommt endlich in die farbenprächtigen Kinobilder als die Armada anrückt: In glänzender Rüstung wie eine Jeann d'Arc erscheint die Herrscherin, und schliesslich im Gottesmutterbild, wenn sie ein Baby in den Armen wiegt, das zwar von Sir Walter Raleigh gezeugt aber nicht ihres ist. So endet diese imposante und unfreiwillig komische Queen-Ikonographie, und wir stellen einmal mehr fest: Grosse Geschichtsepen sagen meist weniger über die Zeit aus, in der sie spielen, als über die, in der sie entstanden sind.

Von Ottokar Schnepf


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