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Artikel vom 28.12.2016

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Fasnacht

Basler Fasnachts-Plakette 2017 erstmals mit verschiedenen «Bildern»

Si isch duss, d’Blaggedde 2017, und ’s Motto haisst: «Mer spränge dr Rahme»

Von Jürg-Peter Lienhard



Die Skizze des Rahmens und seines Hintergrundes. Noch fällt nichts aus dem Rahmen… © foto@jplienhard.ch 2016


Eine echte Premiere am Basler Fasnachts-Himmel ist die Plakette 2017: Auf allen vier Versionen ist die gesamte Basler Aktiv-Fasnachtsgesellschaft vertreten. Das Sujet der Blaggedde ist geschickt getarnte und doch offensichtliche Werbung für die Werke des im zu Ende gehenden Jahr erweiterten Kunstmuseums, also generell für Basel. Bemerkenswert ist ferner, dass es sich beim Künstler um denselben handelt, der schon letztes Jahr die Plakette mit dem höchst originell umgesetzten Rolladen-Sujet gestaltete: Guido Happle, Grafiker und Illustrator, selbstverständlich Laternenmaler und auch Tambour. Für mehr hier klicken:

Wie jedes Jahr hat sich eine unglaubliche Vielzahl von Journalisten an der Plaketten-Vernissage im Volkshaus eingefunden. Erstaunlich, gibt es doch nebst den elektronischen Lokal-Medien in Basel keine nennenswerte Zeitung mehr, sieht man von der «Basellandschaftlichen Zeitung» ab, die den «Mantel» ihrer «Basel»-Ausgabe leiht. Die Erklärung ist jedoch offensichtlich: Jeder aktiv oder meist passiv (pensionierter) Journalist erhält gratis eine goldene Plakette. Preis: dieses Jahr (noch) 45 Franken. Das «noch» darum, weil dieses Jahr die Preise der Kupfernen und der Silbernen um rund zehn Prozent aufgeschlagen haben. Nämlich 9 für die kupferne und 18 für die silberne Plakette, was einen, respektive zwei Franken Aufschlag ausmacht. Nebst der Goldenen bleibt sich also auch der Preis für das Bijou von 100 Franken dieses Jahr gleich.

Die Präsentation der Plakette führte Urs Weiss, Finanzchef des Comités, mit einem Beamer-Bild ein, das den zeichnerischen Entwurf des Hintergrundes der Plakette zeigte. Denn es war sowohl dem Grafiker Guido Happle wie auch für Adrian Kunz, der für das Comité sprach, ein Anliegen, dass der Sinn der Plaketten-Idee richtig verstanden wird. Es geht nicht um das Kunstmuseum oder gar um den gräulichen Neubau, sondern es geht um die Werke, die die monumentalistischen Gebäude beherbergen. Eine sehr vornehme und auch richtige Ansicht.

Folglich besteht das Plaketten-Konzept aus einem Rahmen, der sich bei allen vier Varianten wiederholt. Nur ändern sich die Bilder auf jeder Variante. Aber diese Bilder «fallen» gewissermassen aus dem Rahmen. Einerseits, weil sie wörtlich etwas scheps aus dem Rahmen fallen, und andererseits, weil es eine echte Premiere in der Plaketten-Gestaltungstradition ist: Jede Plaketten-Variante stellt ein anderes Bild dar. Auf der Kupfernen ist es eine Pfeifer- und Tabourengruppe mit Vordrab und Zeedelverdailer, und in Anlehnung an das populärste Werk des Kunstmuseums (nicht das «berühmteste» Bild, wie Grafiker Happle meinte, denn das ist Holbeins Jesus im Grab) sind sie als Harlekins mit leicht picasso’schem Kubismus gezeichnet.

Auf der Silbernen ist es wieder eine Premiere in der Gestaltungs-Tradition der Basler Blagedde-Künstler: Eine Guggemuusig - und zwar eine komplette. Also nicht nur ein einzelner Trompeter oder Pauker wie bei früheren Ausgaben. Offenbar ist das Überhandnehmen der (u.a. vielen «ausländischen») Gugenmuusige bereits derart in der Fasnacht integriert, wie die («ausländische») SVP in der liberalen Basler Bürgerparteien-Landschaft.

Die Goldige vereint gleich mehrere Elemente von Fasnacht und Cortège: Ein Junteressli, das einen Waage zieht, in dem der typische Waggis (und Danke an Happle, nicht grotesk überzeichnet!) sitzt - nebst einer Figur aus der Kinder-Fasnacht mit «Schyssyrolle» als Nase auf der Schuhschachtel-Larve.

Beim Bijou stellt das Bild eine Gruppe Schnitzelbank-Sänger dar, mitsamt dem Helgeträger. Und auf dem Helge prangt ein Baselstab - aber verkehrt herum, mit dem Bogen nach unten. Leider habe ich nach der Präsentation beim Künstler vergessen nachzufragen, was das wohl versinnbildlicht.

Schliesslich noch dieser «Geheimtipp», falls er noch einer ist, bis man diese Zeilen lesen kann: Die Originalität dieser Plakettenserie, die in Zusammenhang mit den grandiosen und weltberühmten (und natürlich auch populären) Werken des Basler Kunstmuseums stehen, lohnt es sich allesamt, alle vier anzuschaffen. Wie gewöhnlich sind sowohl die Goldene wie auch das Bijou nur in beschränkter Auflage hergestellt worden - um Überzählige, sprich Abfall zu vermeiden. Dann können diese beiden wohl bereits vor der Fasnacht ausverkauft sein.

Aber ein freundlicher Hinweis mit dem Waggis-Munifiesel (sprich: Wink mit dem Zaunpfahl), exklusiv allein für die treuen Leser von webjournal.ch: Der Künstler Joseph Beuys hatte in den siebziger Jahren eine Clique, die seine Filz-Werke im Kunstmuseum zum Sujet hatte, mit Filz-Kostümen ausstaffiert. Die meisten Cliquen-Mitglieder entsorgten das eigentlich unförmige und unspektakuläre Kostüm nach der Fasnacht, und nur zwei Hellsichtige bewahrten es auf. Und machten später damit ein Vermögen…


Und das sind die Bilder, die buchstäblich aus dem Rahmen fallen:

© foto@jplienhard.ch 2016















Von Jürg-Peter Lienhard


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