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Artikel vom 28.02.2010

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Ottokars Cinétips

Triumph für Gefängnisfilm

«Un prophète» - zurzeit im kult.kino atelier in Basel - sahnte beim Filmpreis «César» mächtig ab und wurde zum besten französischen Film gekürt

Von Ottokar Schnepf



Malik (Tahar Rahim) wird von teils korrupten Gefängniswärtern die Zelle zugewiesen.


Triumph für Gefängnisdrama "Ein Prophet": Bei der Verleihung der französischen Filmpreise «César» hat «Un Prophète» («Ein Prophet») von Jacques Audiard neun Preise abgeräumt. Unter anderem wurde das Werk zum besten französischen Film gekürt. (Bericht auf Spiegel-online - Direktlink siehe am Schluss dieses Artikels.)

Eine Woche vor der Oscar-Vergabe in Hollywood hat Frankreich in einer glanzvollen Gala seine Filmpreise verliehen: Grosser Sieger mit neun César-Auszeichnungen wurde der Gefängnisfilm «Un Prophète» von Jacques Audiard.

Der Preis für den besten ausländischen Film ging am Samstag, 27. Februar 2010, im Pariser Théâtre du Châtelet an «Gran Torino» von Clint Eastwood. In dieser Kategorie ging der für den Oscar nominierte Streifen «Das weiße Band» des in München geborenen Regisseurs Michael Haneke leer aus.

Mit «Un prophète» kommt aus Frankreich ein starker Film ins Kino, der das Gefängnis als Metapher der Gesellschaft darstellt. Bereits das Erstlingswerk «Regarde les hommes tomber» (1994) von Jacques Audiard war eine kleine Sensation und zeigte, dass der in den vierziger Jahren zum vielbeachteten Genre avancierte «Film Noir» zu den zählebigsten Gattungen des heutigen Kinos zählt.

Auch mit seinem neuesten Œuvre «Un prophète» hat sich Audiard diesem Filmstil verpflichtet, gibt ihm allerdings von der typisch französischen Ausprägung her eine höchst eigenwillige, unheroische Version von origineller, manchmal fast dokumentarischen Art.

Im Mittelpunkt des in hell-dunklem Sepia gefilmten Geschehens steht der 19-jährige arabische Analphabet Malik El Djebena. Er wird zu einer Haftstrafe von sechs Jahren verurteilt und in ein Gefängnis gesteckt, in dem eine Gruppe korsischer Gangster das Sagen hat, die wiederum vom alten César Luciano kontrolliert wird, inklusive eines Gefängniswärters, der ebenfalls unter der Fuchtel des mächtigen Césars steht.

Auch Malik wird von den Korsen unter Druck gesetzt; er muss als Beweis seiner Treue zu ihnen einen Zellengenossen umbringen. Nach Erledigung diseser grauenvollen Tat wird ihm eine grössere Zelle mit Fernseher zugewiesen. Doch Malik lernt schnell und schmiedet seine eigenen Pläne; er will nicht zu jenen Arabern gehören, die laut einer verächtlichen Bemerkung Césars «mit dem Schwanz denken».

Hinter den Kulissen und ohne Beteiligung Césars schmuggelt Malik Drogen aus dem Gefängnis, macht gemeinsame Sache mit einem muslimischen Clan und gewinnt nach César's auch deren Wertschätzung. Bevor er als einflussreicher Krimineller mit dem Kosenamen «Un prophète» aus der Haft entlassen wird, lässt er die beiden Clans in einen offenen Kampf ausbrechen, deren Machtverhältnisse er zuvor raffiniert unterlaufen hat.
«Un prophète» bietet nicht nur eine drastische Gefängnisdarstellung, sondern ist zugleich eine Rassenstudie (Malik wird von den Korsen wie ein Araber behandelt und von den Arabern wie ein Korse), eine Metapher unserer Gesellschaft - und auf seine Art eine Erfolgsstory mit einem Helden, den Audiard beinahe zu einem Racheengel stilisiert.

Deshalb enthält dieser von Kameramann Stéphane Fontaine («Es ist Kafka, der die Kamera hält, auf die Strafkolonie, wo die Urteile in die Epidermis der Verurteilten geritzt werden», Gérard Leforet in Libération) grandios fotografierte und dito gespielte und kompromisslose Film mehr als nur die altkluge Botschaft so mancher Knastfilme: Kriminell wird man erst richtig im Gefängnis!

Ein Film, der dem Kino wieder das gibt, was ihm gebührt: Spannung, Action und eindrucksvolle Bilder, gepaart mit intelligenter Unterhaltung.

Von Ottokar Schnepf

Für weitere Informationen klicken Sie hier:

• Bericht über die César-Verleihung auf Spiegel-online


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