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Artikel vom 26.11.2006

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Philippe Noiret gestorben

Einer der überragendsten Schauspieler des französischen Theaters und des Filmes starb am Donnerstag, 23. November 2006, 76-jährig an Krebs - Reinhardt Stumm ist traurig

Von Redaktion



Bild ohne Legende, da Foto «selbstredend»…


red.- Wie die meisten Schauspieler seiner Generation wurde er vom Theater geprägt, und dort nicht von irgendwem, sondern von einem der größten Theatermacher seiner Epoche, Jean Vilar und seinem «Théâtre National Populaire». Seine große Chance erhielt Noiret aber in den Filmstudios, denen er treu blieb und in die er seine hohen professionellen Ansprüche ebenso einbrachte wie seine Theaterdisziplin, die sich mit seinem angeborenen Komödiantentum verband.

Noiret war auf der Leinwand an der Seite von Schauspielerinnen wie Catherine Deneuve, Romy Schneider und Simone Signoret zu sehen.

In seinem wohl bekanntesten Film, «Cinema Paradiso», spielte er den Filmvorführer in einem Dorfkino, der mit einem kleinen Jungen Freundschaft schliesst. Noiret war berühmt für seine sanfte Stimme, seinen treuherzigen Blick und seine Art, sich des Lebens überdrüssig und desillusioniert, aber dennoch komisch zu geben. Auch seine Wutausbrüche waren Markenzeichen seiner Auftritte.

Insgesamt wirkte Noiret in fast 150 Filmen mit - darunter auch 1973 in «La Grande Bouffe». In der aufsehenerregenden Komödie beschliessen vier Männer mittleren Alters, sich zu Tode zu fressen. Damit bewies Noiret, dass er selbst vor abwegigen und umstrittenen Rollen nicht zurückschreckte. Einen großen Erfolg feierte er auch mit dem eher gefühlvollen Film «Il Postino» («Der Postmann»), in dem er den chilenischen Exil-Dichter Pablo Neruda spielte.

Er wurde zwei Mal mit dem französischen Filmpreis «César» ausgezeichnet. Der Preis ging an ihn für seine Rollen in «Le vieux fusil» von Roberto Enrico (1976) und «La vie et rien d'autre» von Tavernier (1990).

Reinhardt Stumm:

Ich bin traurig - er verkörperte für mich noch etwas von dem alten Schauspielerformat, dem ich vertraute. Einfach: da war Kultur Befindlichkeit und nicht Verkaufsargument.

Wie hiess dieser Film, der am Ende des Ersten Weltkriegs spielt: In einem Tunnel ging ein Munitionstransport in die Luft, die Soldaten in den Begleitwaggons kamen alle ums Leben. Jetzt nach Kriegsende suchen die Angehörigen nach Beweisstücken, um ihre Ansprüche auf Renten usw. anerkannt zu bekommen. Gespenstisch und wahr! Noiret spielte eine der Hauptrollen, den Offizier, der dieses schauerliche Geschäft leitet.

Unvergesslich, wie er über einen Acker geht, neben sich einen quirligen Winzlingsfranzosen, einen Künstler mit einer Zeichenmappe unterm Arm, der ihm animiert erzählt, dass die Auftragslage für Kriegerdenkmäler noch nie so gut war, und dass es gute Möglichkeiten gibt, zwischen den Mairien abzusprechen, dass Tote im Nachbarbann liegen, weil es dann mehr Geld vom Staat gibt... das ist tatsächlich passiert!

Ich dachte gerade erst kürzlich wieder daran, als ich am 11. November 2006 im Burgund war und Kinder mit Tricolore-Papierfähnchen, angeführt von alten Männern mit Prachts-Schärpen um die Brust, an den Kriegerdenkmälern in La Chapelle und Pierre standen - 11.11.1918 Compiègne! Waffenstillstand.

Noiret war ein Monsieur (wie ich das Wort verstehe).





Philippe Noiret tröstet Michel Galabru in «Der Richter und der Mörder».

Von Redaktion

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