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Artikel vom 14.10.2017

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Gesellschaft

Ein Metzgermeister in Sissach zeigt, was Scheinheilige nicht wissen wollen

«Schau-Metzgete» ist nötige Aufklärung

Man mampft ohne Scham im Gehen, im Tram und sowieso auf der Strasse - aber wie es zum Fleisch im Börger kommt, will man nicht wissen

Von Jürg-Peter Lienhard



Herbstlicher Schlachttag beim sagenhaften Ofensetzer Pierre Spenlehauer ✝ (links mit Béret) und Stör-Metzger Schari ✝ (rechts mit Béret) in Biederthal, wo noch heute so gemetzget wird. Aufnahmen von 1992!!! Alle Fotos auf dem Foto-combo: © foto@jplienhard.ch 2017/18


Der Mensch ist ein Fleischfresser, und als solcher tötet er Tiere. Punkt. Diese Tatsache verleugnen nicht nur Pfarrherren aus Rothenfluh, sondern auch Grossverteiler, indem sie seit einiger Zeit Kaninchen nur in «unverfänglichen» Stücken anbieten, weil sonst das unweigerliche «Jöö» sogenannter Tierschützer Entrüstungsstürme auslösen und Boykotts provozieren würde. Für mehr hier klicken:

Eine Metzgete war bislang auf dem Lande zumal im Herbst etwas Alltägliches. Es schadet daher nichts, wenn man diesen «Tierschützern» oder auch den unbedarften Konsumenten vor Augen hält: In noch nicht allzuferner Vergangenheit hielt man keine modischen Haustiere, schon gar nicht, wenn man die Nahrung für die Haustiere kaufen musste.

Mensch und Tier verband dennoch etwas ganz Wesentliches, das bis heute entscheidend die Anschauung der Landbevölkerung geprägt hat: Mensch und Tier waren auf Tod und Gedeihen aufeinander angewiesen. Der Bauer hatte keine Versicherung und eine AHV sowieso nicht. Der Mensch war gezwungen  sein Vieh gut zu besorgen, denn es garantierte sein Überleben. Der Mensch lebte in Gemeinschaft mit dem Haustier, und diese Haustiergemeinschaft hatte eine wechselseitige Abhängigkeit zur Folge.

Der Mensch pflegte und fütterte das Tier, bis er seiner als Nahrung bedurfte. Darum ist es wohl logisch, dass er es nicht hätschelte, denn wenn er es metzgen wollte, durfte er nicht von Gefühlen gehemmt sein.

Die «Metzgete» war zudem ein Grossereignis für das ganze Dorf. Es brauchte viele Hände, die mit anpacken mussten. Als Belohnung winkten Blut- und Leberwürste, die im Gegensatz zu den anderen verwursteten Fleischstücken nicht lange aufbewahrt werden konnten und deren Menge meist über den Bedarf der Bauernfamilie hinausgingen.

Und das erklärt auch, warum die «Metzgete» traditionell zwischen Herbst und Weihnachten erfolgte: Die kühle Jahreszeit konnte dem Fleisch wenig anhaben, zumal sowieso im Freien gemetzget werden musste - wegen des Platzbedarfs und wegen des Geruchs von Dung aus dem Gedärm und dem Inhalt aus dem Magen.

Dass die moderne, mit Fleisch, zumal mit den «besten» Stücken, überversorgte Gesellschaft, nicht mehr bis zum Herbst auf eine «Schlachtplatte» warten muss, hat auch mit der vollkommenen Industrialisierung der Tierhaltung, sprich der «Fleischproduktion» zu tun, die eben auch das Töten der Tiere «industriell» macht. Wie ebenso eine Massentierhaltung, die zur Selbstverständlichkeit geworden ist und zu einer totalen Entfremdung der Gesellschaft zur tierisch erzeugten Nahrung geführt hat.

Die Verhätschelung von Hund und Katz ist unter anderem Ausdruck davon. Die Verleugnung der Tiertötung zur Nahrungsaufnahme ebenso. Das «Schau-Metzgen» von Metzgermeister Rolf Häring ist daher Aufklärung, die deutlich zeigt, was «Tierschützer» und empfindliche Konsumenten nicht wahrhaben wollen! Die einzige akzeptable Einstellung ist daher anstelle scheinheiliger Empörung, den Fleischkonsum auf einmal pro Woche (!) und auf Bio-Fleisch umzustellen.

Die wöchentliche Einmaligkeit auf dem Teller ist zudem die Menge Fleisch, die vollkommen genügt, um dem Körper die nötige Menge der lebenswichtigen Eiweisse und Vitamine zuzuführen. Und: Es müssen sehr viel weniger Tiere «gezüchtet» und getötet werden. Richtig: weniger Tiere müssen getötet werden - abgesehen von der industriellen, gleichwohl tierquälerischen Massentierhaltung.

Statt täglich auch zum Frühstück Fleisch (auch Wurst und Schinken sind Tiere gewesen!), könnte man auf die weniger «guten» Fleischteile verzichten und dafür entdecken, was man mit den anderen Körperteilen der artgerecht und biologisch aufgezogenen Schlachttiere an äusserst schmackhaften - aber vergessenen und sogar verpönten - Speisen zubereiten kann: Gulasch, Voressen, Tripes à la provencale, Kutteln an Weisswein-Sauce, Hirni, Euter, Blut- und Leberwürste, Kalbskopf vinaigrette, Wädli, Gnagi, «Spanische Nierli», «Öhrli und Schnörli», «Muniseggel», Sauschwänzli, Leber in allen Variationen, Milken, Euter. In wöchentlicher Einmaligkeit ist zudem der Fettgehalt nicht nur zu vernachlässigen, sondern gesundheitlich sogar nötig. Fragen Sie Ihre Grosseltern!

Von Jürg-Peter Lienhard


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