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Artikel vom 23.10.2009

Ottokars Cinétips

Völker, hört die Signale!

Nach seiner Hasspredigt auf George W. Bush und dem Abgesang auf das amerikanische Gesundheitssystem widmet sich Doku-Filmer Michael Moore diesmal dem Kapitalismus - seine Botschaft: weg damit!

Von Ottokar Schnepf



Michael Moore bittet einen Sicherheitsbeamten einer Bank an der Wallstreet in New York um Einlass; er möchte die Milliarden Dollar zurückholen, die amerikanische Steuerzahler den Banken vorgeschossen haben.


Der Mann ist bewundernswert. Seit zwanzig Jahren kämpft er mit seinen bisher neun Filmdokumentationen für ein besseres, gerechteres und sozialeres Amerika. Seine Filme wurden alle an Festivals mit insgesamt 35 Preisen ausgezeichnet. Das hat bis anhin noch kein Filmemacher geschafft.

Doch dem sympathischen, übergewichtigen Moore geht es nicht um die Lobpreisungen; er will das Volk aufrütteln. Das strömt zwar in die Kinos, wenn seine Filme gezeigt werden, vergisst seine Botschaften aber bald wieder und wendet sich laut Moore «Popcorn and pitchforks» zu.

Vielleicht stehen jetzt mit seinem neuen Film dank der Wirtschaftskrise die Chancen für Erkenntnis besser. Denn in Capitalism: a love story geht es genau um das: die kaputte Wirtschaft; Vetterliwirtschaft nennt man das bei uns.

Es ist Moores bisher stärkster und überzeugendster Film - ein gnadenloser und mitreissender Aufruf zur Weltrevolution, zu dem am Schluss die Internationale (in englisch) ertönt. Zuvor gibt es haarsträubende Skandale aus George W. Bushs Regierungszeit und die das Volk verschaukelnden Vorgehen der Bankers: Wall Street regiert und nicht Washington.

Capitalism: a love story ist wahrlich keine Liebesgeschichte, sondern eine Abrechnung. Eine kleine Elite habe das Geld und die Macht, es gebe nur arm und reich; das Volk werde mit Kriegen und stumpfer Unterhaltung ruhig gestellt. So die nicht aus der Luft geholten Erkenntnisse Michael Moores, der genau weiss, wovon er spricht.

Seine Feindbilder sind die Banken und diejenigen, die Moore als ihre Handlanger ansieht: zum Beispiel Ronald Reagan und George W. Bush als Verschwörungsmeister.

Moores bekannte Guerilla-Spässe fehlen auch diesmal nicht. So fährt er mit einem leeren Geldtransporter an die Wall Street, um von den Banken persönlich die Milliarden zurückzufordern, die ihnen die Steuerzahler zuschiessen mussten.

Fazit: Moores Capitalism: a love story fordert Gerechtigkeit und Veränderung für eine Welt, in der es zu vielen Menschen viel zu schlecht geht. Und zu vielen viel zu gut. Völker, hört die Signale!

Von Ottokar Schnepf



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