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Artikel vom 08.10.2007

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Bücher - Am Radio/Fernsehen

Max über Max

Das Buch von Stephan Bosch über den «Friedensapostel» Max Daetwyler ist Gegenstand einer «Siesta»-Sendung auf Radio DRS I vom Mittwoch, 10. Oktober 2007, 14 bis 15 Uhr mit dem Sohn Max

Von Jürg-Peter Lienhard



Der Apostel des Friedens, von dem alle sagen, er habe recht, aber ihm niemand folgen will: Max Daetwyler. Umschlag des Buches von Stephan Bosch, eschienen 2007.


Der Basler Photograph Kurt Wyss hat in den sechziger Jahren, mitten im Kalten Krieg, eine denkwürdige Foto von Max Daetwyler geschossen, die mehr über den Friedensapostel aussagt, als tausend Zeitungsartikel: Den kurligen Ostschweizer mit seinem weissen Bart, dem Appenzeller Hütlein auf dem ebenfalls schlohweissen Haupthaar und der unvermeidlichen weissen Fahne, hat er frühmorgens in New York per Schnappschuss erwischt. So früh, dass noch kein Auto und keine Menschenseele die Strasse bevölkerten, wodurch das Friedensmännlein so verloren und verlassen in dieser Wolkenkratzerschlucht wirkte, wie sein eigenes Sinnbild des Propheten in der Wüste, auf den niemand hören will.

Keiner der Mächtigen der Welt wollte damals Max Daetwyler im Uno-Hauptquartier empfangen, den «Friedensapostel», wie man ihn in seiner kleinen Heimat belustigt betitelte. Und doch hatte der Mann dem weltpolitisch bedeutenderen Symbol der Gewaltfreiheit, Mahatma Ghandi, mehr als eine Nasenlänge voraus durch seine tief verankerte und unerschütterlich verinnerlichte Einstellung der Gleichberechtigung jeder Menschenrasse. Der «gewaltfrei» gefeierte Ghandi enttäuschte Daetwyler, weil Ghandi «einen Unterschied zwischen Engländern und Indern machte, weil auch die Engländer einen Unterschied zwischen Engländern und Indern» machten.

Das ist der kleine Unterschied zwischen dem berühmten Ghandi und dem stets belächelten Max Daetwyler: Eine revolutionäre Denkweise, wie sie von Christus ausgegangen ist, aus dessen Beispiel Max Daetwyler seine felsenfeste Überzeugung gewonnen hatte und daher in unserer Zeit so weit weg wie die 2000 Jahre seit Christus Tod wirken musste.

In der Schweiz durfte so etwas schon gar nicht sein, weshalb man das Mannli mit der so simplen wie scheinbar unmöglichen Forderung nach Frieden ohne Krieg psychiatrisch versenken wollte. Da machten die miesen Moralisten die Rechnung aber mit der wackeren Gemeinde Zumikon, wo Daetwyler zugezogen war, ohne den Wirt! Die Gemeinde verdiente dafür noch heute ein Denkmal, weil sie sich weigerte, einen «Menschen, der niemandem etwas zu leide tut oder tat», auf anmassend behördliches Geheiss hin «zu eliminieren»…

Die Geschichte des «Friedensapostels» Daetwyler ist denn auch eine Geschichte der Denkweise und des Weltbildes der behördlichen Schweiz vom Ersten Weltkrieg bis zum Tode von Max Daetwyler in den siebziger Jahren des vergangen Jahrhunderts. Noch immer geistert aus dieser Zeit bei wenig Gebildeten das sträfliche Unwort «selbsternannt» herum, womit aussergewöhnliche Denk- und Handlungsweisen Einzelner entwertet werden sollen. Ungeachtet dessen, dass alle grossen Wohltäter der Menschheit - Henry Dunant oder Albert Schweitzer zum Beispiel - selbsternannt und ohne Berufung noch Auftrag, aus christlichen Motiven, ihr Wissen und ihr Leben in den Dienst der Menschheit stellten, statt in denjenigen von Geldinstituten, politischer Macht oder dem Militär.

Dem Zürcher Journalisten Stephan Bosch ist es zu verdanken, dass der Mann mit der weisenn Fahne doch nicht so rasch vergessen geht, wie es die Zeit, unsere Zeit der Kriege und der Konflikte, verlangt. Bosch hat über ihn ein Buch verfasst, das eigentlich schon lange geschrieben gehörte. Es kam erst kürzlich beim Verlag «rüffer & rub» in Zürich heraus und war Anlass für Sendungen in der «Siesta» von Radio DRS 1.

Am Mittwoch, 10. Oktober 2007, von 14 bis 15 Uhr, ist eine weitere Folge unter der Redaktion von Diana Jörg zu hören, wobei der mittlerweile 79-jährige Sohn des «Friedensapostels», Max Daetwyler, von seinem Vater Max Daetwyler berichtet.

Stephan Bosch: «Max Daetwyler. Der Friedensapostel. Mit der weissen Fahne um die Welt». rüffer & rub, Zürich 2007.

Von Jürg-Peter Lienhard


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