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Artikel vom 15.12.2005

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Mitch Reusdal

Was mir durch den Kopf geht

Die Rechtfertigungsgründe zurecht zu legen, ist eine relativ einfache Sache.

Von Mitch Reusdal



Der Mensch ist auf den Hund gekommen, nicht umgekehrt: Kampfhunde- und Mini-Pinscher-Züchtung spiegeln seelische Abgründe am anderen Ende der Leine.



Es wird jeden Tag schwieriger, die Welt zu verstehen. Es wird jeden Tag schwieriger, zwischen Tätern und Opfern zu unterscheiden. Es wird jeden Tag schwieriger, mit den Widersprüchen zu leben.

Ich frage mich nicht, ob ein generelles Verbot von Kampfhunden irgendeine Wirkung haben könnte, sondern was es für Menschen sind, die Kampfsporthunde dressieren und das auch noch als «Sport» bezeichnen. Aber seitdem Aggression eine Tugend ist, die von Managern erwartet wird, muss man diversen Hundebesitzern durchgehen lassen, dass sie ihre Lieblinge zu kleinen Managerbiestern abrichten.

Warum werden solche Hunde erzogen? Was bereitet es ihren Haltern für einen Spass, sie zum Angriff abzurichten?

Seit dem traurigen Fall von Oberglatt ist das Thema der Kampfhunde ins Gespräch gekommen. Es war höchste Zeit. Die Dressur von Kampfhunden müsste ein Thema für den Tierschutz sein, aber der hat es bisher vermieden, dazu Stellung zu nehmen. Sie ist ausserdem ein Zeichen für die Mentalität dieser Menschen.

Die Kampfhunde sind nur ein Beispiel.

Fun im Namen der individuellen Freiheit.

Mir geht noch manches andere durch den Kopf.

Es wird jeden Tag mehr.


Reden und anders handeln

Wie soll man die Arbeitslosigkeit bekämpfen? Durch Anreize, «dass Arbeit sich lohnt», liess sich kürzlich ein ambitionierter Politiker vernehmen. Vielleicht am besten durch neue 1000-Franken-Jobs.

Das war jetzt aber unfair. Ich nehme meine Aussage zurück. Nur behaupte ich weiterhin, dass zwischen den politischen Statements und den konkreten Massnahmen die Schere immer weiter aufgeht.

Viele reden und sagen wenig.

Oder sie tun das Gegenteil dessen, was sie sagen.

Die Widersprüche stören sie nicht.


Grenzen der freien Presse

Im Irak, so konnte man in den letzten Tagen lesen, bezahlte das Pentagon irakische Journalisten für wohlwollende Artikel in der Presse des Landes. Zum Teil schrieb es die Artikel gleich selber. Klar, es weiss ja am besten, wie es um die Situation im Irak steht. Die USA selbst haben ja schliesslich diese Verhältnisse verursacht. Sie können sie deshalb am besten beurteilen, nichtwahr.

Die freie Presse ist ein hohes Gut.

Aber sie kann jederzeit kippen.

Ihre Käuflichkeit ist ein Risiko der Freiheit.


Fakten gegen Argumente

Aus den Vorfällen in Abu Ghraib und Guantanamo hat die Junta in Washington, wie der amerikanische Schriftsteller Gore Vidal gern unverblümt sagt, nichts gelernt. Sie foltert oder lässt foltern.

Ein Blick auf die Homepage von Human Rights Watch (URL siehe unten) kann lehrreich sein.

Wenn der neue Nobelpreisträger für Literatur, Harold Pinter, Bush und Blair als Kriegsverbrecher bezeichnet (URL siehe unten), eilt die NZZ Washington zu Hilfe und bezeichnet die Aussagen als «Anti-Amerikanismus» oder «Clownerien».

Merke: Wer die Fakten übersieht, handelt aus ideologischen Motiven.

Foltern für die Freiheit?

Seitdem das Märchen von den Massenvernichtungswaffen, die Saddam Hussein besass, nicht mehr zitierbar ist, gibt es jetzt andere Gründe für die Beendigung der Gewaltherrschaft Saddams. Es ist ein einfacher Zaubertrick. Überall, wo die USA ihre Interessen verteidigen/verfolgen/durchsetzen, behaupten sie, für Freiheit, Demokratie & Co. und gegen Gewaltherrschaft zu kämpfen.

Natürlich hat es den 11. September gegeben. Und natürlich gibt es Terrorismus in der Welt. Die USA haben nur noch nicht begriffen (die NZZ auch nicht), dass die USA selber ein Teil dieses Szenarios sind – mit ihrer Doktrin der Präventivschläge, ihren Verschleppungen, mit der niederträchtigen Umdefinition von Folter und Verhörmethoden, mit geheimen CIA-Gefängnissen, Verletzung der Menschenrechte, Meinungsmanipulation.

Wer ist Täter, wer Opfer? Die Schuldzuweisung ist gegenseitig.

Wer foltert, wer Bomben legt, kann sein Tun immer rechtfertigen.

Foltern für die Freiheit? Keine Lösung.

Politik endet so als nackte Willkür.


Noch etwas Letztes. Der Anti-Amerikanismus ist selbst in Amerika weit verbreitet.

Von Mitch Reusdal

Für weitere Informationen klicken Sie hier:

• Homepage von Human Rhights Watch

• Nobelkomitee zu Harald Pinter

• Pinters Text zur Nobelpreisverleihung (in absentia)


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