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Artikel vom 23.01.2014

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Kriminalität

Aktualisiert: Neue Fotos und textliche Erängzung

Rémy Zauggs Witwe wurde ermordet

Der Tod von Michèle Zaugg in Pfastatt bei Mulhouse bedeutet noch kein Ende des «Horrorszenarios»

Von Jürg-Peter Lienhard



Polizeilich versiegelte Haustüre auf dem Grundstück der Ermordeten Witwe Zaugg. © foto@jplienhard.ch 2014

Die 69-jährige Künstlerwitwe Michèle-Hélène Zaugg-Röthlisberger ist mit einem stumpfen Gegenstand von mindestens zehn Schlägen auf den Schädel ermordet worden. Wie der Mülhauser Staatsanwalt Hervé Robin webjournal.ch am Donnerstag, 23. Januar 2014, erklärte, tappen die Behörden bezüglich der Täterschaft noch völlig im Dunkeln. Es fehlt zudem jegliche Erkenntnis, die auf die Spuren der 45-jährige Tochter Pascale und eines Nachbarn führen könnten. Zu beiden hatte die Ermordete ein gespanntes Verhältnis. Für mehr bitte hier klicken:

Die Tat soll am Sonntag, 19. Januar 2014, begangen worden sein - zwei Tage vor Auffinden der Leiche durch die Polizei. Diese wurde bereits zuvor schon, am 16. Januar 2014, vom Gärtner der Ermordeten angerufen, weil er sich über das Ausbleiben von Instruktionen seiner Arbeitgeberin wunderte. Doch damals zog die Polizei wieder unverrichteter Ding vor der verschlossenen Wohnung in einer der Liegenschaften des riesigen Anwesens der Familie Zaugg in Pfastatt ab.



Das Pförtnerhaus vor dem rund 8’000 m2 grossen Gelände der ehemaligen Textilfabrik «Texunion», worauf die Zauggs einige Gebäude als Atelier und als Museum bewirtschafteten.


Schliesslich drang die Polizei am Dienstag, 21. Januar 2014, erneut vom stark beunruhigten Gärtner herbeigerufen, gewaltsam in das Wohnhaus ein. Es war das Pförtnerhaus der ehemaligen Textilfabrik «Texuinon», deren Bauten und Gelände von über 8’000 Quadratmeter die Zauggs kauften und mit einem von den Basler Architekten Herzog und de Meuron neu erstellten Atelier-Haus erweiterten.

Gemäss dem Basler Anwalt Hans Furer - er war auch Präsident der Stiftung Rémy Zaugg - handelt es sich bei der Erbfolge des 2005 verstorbenen hoch gehandelten Künstlers Rémy Zaugg um ein «Horrorszenario»: Die Nachkommen des vermögenden Künstlers lagen sich nicht nur schon lange in den Haaren, sondern auch die Vermögenssubstanz, nämlich die zahlreichen hoch bewerteten Werke des Künstlers, verschwanden auf undurchsichtigen Wegen.

Die Bilder waren zuletzt im testamentarischen Besitz der Rémy-Zaugg- Stiftung, wurden aber von dessen Frau und der Tochter Pascale aus Galerien und Ausstellungen abgeholt und verschwanden spurlos. Schliesslich musste die Stiftung, die vom Advokaten und Zaugg-Freund Furer verwaltet wurde, Konkurs anmelden. Vom Konkurs der Stiftung war auch das von Herzog und de Meuron konzipierte und nur halbfertig eingerichtete Museum in Porrentruy betroffen, das schliesslich 2009 für einen Pappenstiel an einen einzigen Bieter gerichtlich versteigert worden war.



Der Mordfall Zaugg wird den leitenden Staatsanwalt Hervé Robin wohl bis zu seiner Pensionierung beschäftigen. Er war zuvor langjähriger Justizbeamter in Savoyen, wo er mit seinen Genfer Kollegen sehr gut zusammenarbeiten konnte. Mit den Basler Behörden sei die Zusammenarbeit ebenso gut, nur dass er den mündliche Kontakt oft Mitarbeitern mit Kenntnissen der deutschen Sprache überlassen muss, auch wenn die Basler Staatsanwälte sehr gut Französisch sprechen. Robin ist zudem ein begeisterter Schweiz-Tourist, wo er über Jahre stets in Grindelwald in den Ferien weilte und Bundesrat Ogi kennenlernte. © foto@jplienhard.ch 2014


Für die kriminalistische Untersuchung ist eine Sonderkommission Mord konstituiert worden. Ihre Aufgabe ist es, Licht in die ungeklärten Verhältnisse zu bringen. Insbesondere interessiert die Behörde, wo sich die 45-jährige Tochter und ein Nachbar befinden. Der Nachbar soll sein Haus der Witwe Zauggs verkauft haben. Der Streit mit ihr soll sich an den Bedingungen eines Wohnrechtes entbrannt haben. Allerdings ist bislang nicht erhellt, ob es einen Pachtvertrag mit dem Nachbarn gibt. Auch ist nicht bekannt, welche Vermögensteile sich in der Schweiz befinden, wo die Michèle Zaugg angeblich eine Wohnung in Basel unterhielt.

Laut dem Advokaten Furer lagen sich Mutter und Tochter Pascale in den Haaren. Die Tochter war bis im Oktober vergangenen Jahres in einer psychiatrischen Klinik hospitalisiert und zog danach vorübergehend bei ihrer Mutter ein, wo sie aber wieder kurz vor Jahresende auszog. Die Mutter heisst mit ganzem Namen Michèle-Hélène Zaugg-Röthlisberger und stamm aus Glovelier im Kanton Jura. Michèle Zaugg selbst war auch künstlerisch tätig und eine fachlich sehr engagierte Mitarbeiterin von Rémy Zaugg.

Ihre herausragendste gestalterische Eigenleistung ist der Schriftzug «FC Basel» auf den Stadion-Stühlen der St.-Jakob-Fussball-Arena in Basel. Rémy Zaugg war ein hoch gehandelter Kunstmaler und Kunstkritiker, der sich der nicht gegenständlichen Malerie widmete, indem er viele seiner Werke mit philosophischen Ausdrücken oder Zitaten in der Frutiger-Schrift gestaltete. Seine Bedeutung wird gemäss Zaugg-Freund Furer in Fachkreisen des internationalen Kunsthandels mit jener der von Alberto Giacometti gleichgesetzt und sehr teuer gehandelt.

Vermisste Tochter auf dem Gelände aufgetaucht

Aktualisierung vom 24. Januar 2014, 18.12 Uhr

Überraschende Wende im Mordfall Michèle Zaugg: Am frühen Freitag Morgen gegen 6 Uhr tauchte die als vermisst gemeldete Tochter Pascale plötzlich auf dem Gelände ihrer Eltern in Pfastatt auf, das die Polizei immer noch für jeglichen Zutritt gesperrt hat.

Die 45-Jährige machte laut der Untersuchungsbehörde von Mulhouse einen verwirrten Eindruck und soll ziemliche Ungereimtheiten in Zusammenhang mit dem gewaltsamen Tod ihrer Mutter von sich gegeben haben. Deswegen werde sie zunächst in ärztliche Obhut gegeben werden müssen, bevor eine eingehende Befragung möglich sei. Pascale Zaugg wurde bis Oktober 2013 in einer psychiatrischen Klinik stationär behandelt.

Der zunächt ebenfalls vermisste Nachbar, mit dem das Tötungsopfer auch im Streit lag, war in den Ferien und hat, als er später vom Mord erfuhr, sich umgehend bei der Staatsanwaltschaft gemeldet, steht aber in keinem Zusammenhang mit der Tat. Das Verbrechen wurde am Dienstag entdeckt (siehe webjournal.ch). Die vorläufige Autopsie ergab, dass Michèle-Hélène Zaugg-Röthlisberger (69) mit zehn Schlägen auf den Kopf getötet worden war.

Sie war die Gattin des Basler Künstlers und Kunstkritikers Rémy Zaugg, der 2005 verstorben ist und nebst einem hochbewerteten Werk auch ein riesiges Gelände mit Museum, Wohnhaus und einem von den Architekten Herzog und de Meuron entworfenen Atelierhaus in Pfastatt besass, das seine getötete Witwe allein bewirtschaftete.




Die Tochter Pascale Zaugg hatte das Gelände seit dem Tod ihrer Mutter nicht verlassen, sondern sich gut in den vielen Räumen und Gebäuden auf dem Gelände verstecken können, bis sie aufgefunden wurde. Die Leiche ihrer Mutter lag übrigens in einem Schuppen hinter dem als Wohnhaus dienenden Pförtnerhaus, nackt und in ein teppichähnliches Tuch gewickelt, verborgen unter Gerümpel, Gartengeräten und Holz. © foto@jplienhard.ch 2014




Das rund 8’000 Quadratmeter grosse Gelände mit den Gebäuden der ehemaligen Direktionsvilla der Textilfabrik «Texunion» (4), dem Atelier-Neubau von Herzog & De Meuron (3), dem Pförtnerhaus (1) und dem Fundort der in einen Teppich eingewickelten nackten Leiche von Michèle Zaugg in einem Gartenschuppen (2). Luftbild Google-Maps, bearb. jpl

Von Jürg-Peter Lienhard

Für weitere Informationen klicken Sie hier:

• Würdigung Schriftkonzept Stadio St.-Jakob

• Film-Berichterstattung Télé France 3 Alsace

• Nachruf auf Rémy Zaugg auf webjournal.ch

• Reportage von der Versteigerung in Porrentruy


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