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Artikel vom 09.01.2012

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Basel - Kultur

Gratis-Probe bei der basel sinfonietta

Am Samstag, 14. Januar 2012, 17 Uhr, lädt das «Alternativ»-Orchester zur öffentlichen Repetition von Giorgio Battistellis Oper «Richard III» ins Volkshaus Basel

Von Jürg-Peter Lienhard



Grossartig dargestelltes Ekel: Scott Hendriks als Richard III. in der französischen Erstaufführung an der «Opéra du Rhin» in Strassburg 2009. Foto © Alain Kaiser zVg onr.fr


basel sinfonietta hat eine grosse Fan-Gemeinde, nicht nur, weil es als «Alternativ»-Orchester, das sich selber verwaltet gilt, sondern, weil es immer wieder mit ungewöhnlichen Hörerlebnissen überrascht. Und das will etwas heissen in der Basler Konzertkultur, die zunehmend mit der Gefahr der Überalterung zu kämpfen hat. Doch basel sinfonietta vermag stets auch einem jüngeren Publikum die Schwellenangst vor dem Eintritt zu einem Sinfoniekonzert zu nehmen. So am kommenden Samstag, 14. Januar 2012, wo die absolut exklusive und daher spannende Gelegenheit zur Teilnahme an einer Probe eines Sinfonieorchesters teilzunehmen, ein doch ungewöhnliches Angebot innerhalb der Konzertkultur bedeutet.



basel sinfonietta im römischen Amphiteater von Augusta Raurica - auch fotografisch «alternativ» aufgenommen ohne Dirigenten und wie stets auf der Bühne ohne Frack. Foto © Daniel Spehr zVg

Es handelt sich um die Schweizer Erstaufführung von Giorgio Battistellis Oper «Richard III», die ab 22. Januar nicht in Basel, sondern in Genf sechs Mal veranstaltet wird. Das erklärt auch, warum sich basel sinfonietta ein Gratis-«Konzert» in Basel leisten darf: In Genf hätte wohl das zahlende Publikum profitiert…

So aber kommen in Basel auch Jugendliche zu einer einmaligen Gelegenheit, ein sehr anspruchsvolles Sinfoniekonzert gratis besuchen und darüber hinaus auch mitverfolgen zu können, wie ein ausgewachsener Klangkörper ein Werk einstudiert und wo die Knackpunkte für das perfekte Zusammenspiel einer Hundertschaft von Musikern zu hören und durch die Eingriffe des Dirigenten zu erkennen sind.

Bei «Richard III» handelt es sich um eine Oper, die der 1953 geborene Giovanni Battistelli nach 2000 komponiert hat - also ein Werk des frühen 21. Jahrhunderts, und Battistella wird daher als «italienischer Avantgardist» angesehen. Auch wenn die Oper immer wieder totgesagt wird, weil im Zeitalter der Musikkonserven und elektronischen Medien das Komponieren für die Oper gewissermassen «veraltet» ist, wagen sich immer wieder zeitgenössische Komponisten an die besondere Herausforderung, die die Ansprüche des heutigen Publikums an ein Opernwerk bedeutet. Totgesagte leben eben länger…

Für die Basler dürfte die italienische Avantgarde-Oper aber auch noch aus einem anderen Grund eine besondere Gelegenheit sein: Sie ist schon in der Saison 2009/10 von der elsässischen «Opéra du Rhin» (mit französischem National-Status) in Strassburg und in Mülhausen in Frankreich uraufgeführt worden - gewissermassen vor der Haustüre der sogenannten Musikstadt Basel. Und zudem gab die Strassburger National-Oper ein pädagogisches Dossier heraus, das die Unterweisung für ein junges Publikum ermöglichen sollte. Ganz Frankreich sprach davon! Wer wusste hier davon, respektive, wer ging hin?

Es ist also nicht verwunderlich, dass ausgerechnet Genf sich für eine Schweizer Erstaufführung des italienischen «Richard III.» entschloss und dazu ein renommiertes, aber «alternatives« Orchester aus der Deutschschweiz engagierte, denn die französische Musikkultur ist tonangebend unter der musikalischen Vorhut der Musikwelt. Immerhin ist basel sinfonietta so oft wie kein anderes Schweizer Orchester an die international Massstab setzenden Salzburger Festspiele eingeladen worden - nämlich bereits zum vierten Mal!

«Richard III.» ist genau der Stoff für Opern: Er handelt von Aufstieg und Fall eines Mächtigen - ein stets aktuelles Thema, wenn wir uns die Gegenwart vor Augen halten (Hildebrand, Strauss-Kahn, Gaddhafi, Mubarak etc.). Es ist Stoff für Liebe und Leidenschaft, Macht und Verrat, Tod und Tragödie - eben Stoff aus dem Leben. Battistellis Opern-Text fusst auf dem gleichnamigen Theatertext von William Shakespeare, der in seinem Stück den Auf- und Niedergang des Herzogs von Gloucester thematisiert.

Giorgio Battistellis Opernversion von «Richard III» ist 2005 als Koproduktion der Vlaamse Opera Antwerpen und der Deutschen Oper am Rhein uraufgeführt worden. Es erlebt jetzt am 22. Januar 2012 mit weiteren sechs Vorstellungen in der Original-Inszenierung von Robert Carsen seine Schweizer Erstaufführung am Grand Théâtre de Genève. Die basel sinfonietta ist mit dieser Produktion erstmalig am Genfer Opernhaus zu Gast.

An der öffentlichen - musikalischen - Probe im Volkshaus Basel am Samstag, 14. Januar 2012, 17 Uhr, die von Zoltán Peskó geleitet wird, hat das Basler Publikum die exklusive Gelegenheit, sich einen Höreindruck des Werkes und erst noch gratis zu verschaffen. Sämtliche Solisten der Produktion sind ihm Rahmen dieser musikalischen Probe anwesend.

Info

Öffentliche Probe Basel

im Volkshaus, Rebgasse 12, Basel.
Samstag, 14. Januar 2012, 17 Uhr, Eintritt frei
 
Vorstellungen Grand Théâtre de Genève

Sonntag, 22. Januar 2012, 19.30 Uhr (Premiere)

Dienstag, 24. Januar 2012, 20 Uhr
Donnerstag, 26. Januar 2012, 20 Uhr
Samstag, 28. Januar 2012, 20 Uhr
Montag, 30. Januar 2012, 20 Uhr
Mittwoch, 1. Februar 2012, 20 Uhr



Von Jürg-Peter Lienhard

Für weitere Informationen klicken Sie hier:

• Hier lesen Sie mehr über basel sinfonietta

• Dokumentation «Richard III» der «Opéra du Rhin» (frz.)

• Premierenbericht (d) der franz. Uraufführung in Strassburg


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