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Artikel vom 23.04.2009

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Basel - Kultur

Mit Fotorundgang

Van Gogh vor der Eröffnung

Fünf Monate, von Sonntag, 26. April, bis Sonntag, 27. September 2009, dauert die wahrhaft sensationelle Sonderausstellung mit den grossartigsten Gemälden des holländischen Malers

Von Jürg-Peter Lienhard



Stimmungsbild vor der Eröffnung: Eingang zum Kunstmuseum Basel und seiner Sonderschau «Van Goghs Landschaften». Foto: J.-P. Lienhard, Basel © 2009


Wenn im Vorfeld einer Sonderausstellung lauter Superlativen herausposaunt werden, ist Vorsicht geboten. Doch die Sonderausstellung im Kunstmuseum Basel mit dem langen Titel «Vincent van Gogh - Zwischen Erde und Himmel: Die Landschaften» sprengt wahrhaft alle Dimensionen. Zunächst jene der Kunst - 70 Gemälde, sowohl weltbekannte Schlüsselwerke als auch bisher der Öffentlichkeit kaum zugänglich gewesene belegen ein ganzes Stockwerk - sowie als «Zugabe» die Sonderschau mit van Goghs Zeitgenossen und dann das multimediale «Beigemüse», was eben ein solcher «Event» ausmacht. Am Medientag am Donnerstag, 23. April 2009, zwei Tage vor der offiziellen Eröffnung, wurde jedenfalls klar, dass die Werbung keineswegs zu viel versprochen hatte.



Die berühmten Olivenbäume mit berühmtem Museumsgast. Foto: J.-P. Lienhard, Basel © 2009

Das Augenfälligste zuerst: Die Hängung - sie lässt sehr, sehr viel Raum, so dass auch grosse Publikummassen das Betrachten nicht erschweren. Um die 500’000 Personen werden erwartet. Man kann sich also vorstellen, was in Spitzenzeiten im Kunstmuseum abgeht. Darum gibt es für einheimische Kunstfreunde nur eines - so bald wie möglich hingehen. Denn das Phänomen ist bekannt: je länger eine Ausstellung dauert, desto mehr konzentriert sich der Publikumsandrang gegen deren Ende.

Kleiner Dämpfer ebenfalls zuerst: Die Werke van Goghs hängen im obersten Stockwerk, wo Oberlicht einfällt, das bei Sonnenschein durch Sonnenstoren gedämpft wird. Dieses diffuse Licht verhindert zwar Blendungen und Spiegelungen auf den vielen verglasten Bildern, doch dadurch werden auch die Farben gedämpft. Das strahlende Gelb der Kornfelder wirkt eben gedämpft; die Brillanz ist den Kunstdrucken und den Ausstellungs-Souvenirs vorbehalten.

Bernhard Mendes Bürgi, Direktor des Kunstmuseum Basel, erklärte in seiner kurzen Ansprache den Sinn des Ausstellungs-Titels, der eben «zwischen Erde und Himmel» heisst, und sich damit unterscheidet vom Allerweltsspruch «Zwischen Himmel und Erde», was so gut wie «die ganze Welt» meint. Doch umgekehrt, «zwischen Erde und Himmel», könne man im van Goghschen Werk
den Weg vom Realistischen zum Metaphysischen erkennen. Erde und Himmel böten eine energetische Balance.

Nina Zimmer, die Konservatorin 19. Jahrhundert am Kunstmuseum Basel, erklärte mithilfe der Fotografien aus dem Katalog, wie van Gogh in Zyklen und Serien arbeitete, deren Zusammenhänge die Gesamtschau der Landschaftsbilder nun vor Augen führt. Die Landschaftsmalerei gewann bei van Gogh und seinen Zeitgenossen gegen Ende des 19. Jahrhunderts zunehmend an Interesse, wobei van Goghs Stil bereits früh weit in das 20. Jahrhundert hinein die Entwicklung vorwegnahm.

Das «Zusatz»-Verdienst dieser Sonderschau ist denn auch die Präsentation von van Goghs älteren und jüngeren Künstlerkollegen, mit denen er in Kontakt in Paris und anderswo trat oder geriet: Manet, Monet, Degas, Gaugin, Cézanne, Renoir Pissarro, Braque, Matisse und andere. Auch Hodler und Böcklin sind am Schluss der Reihe gehängt und runden die kunstgeschichtliche Gegenüberstellung äusserst aufschlussreich ab.

Was das Aufenthalts-Angebot fürs breite Publikum angeht, so sprengt auch dies den Rahmen jeglicher Sonderausstellungen dieser Grössenordnung. Allerdings bezüglich Qualitiät und nicht etwa bezüglich «Unterhaltungswert». So ist das Atrium (Innenhof) komplett überdacht und ausgeräumt - Rodins Bürger von Calais und Calders Spinne sind über das Dach ins Exil gehievt worden. Eine riesige Panoramaschau hilft wartenden Besuchern, sich mit dem Leben van Goghs und seiner Zeit informell und bildlich einzustimmen. Die Caféteria ist in den Innenhof hinein vergrössert worden und bietet eine höchst anspruchsvolle Karte.

Übrigens sind alle relevanten Erklärungen dreisprachig deutsch, französisch und englisch verfasst. Auch der Katalog ist dreisprachig abgefasst und fantastisch gestaltet; die 59 Franken, die er kostet, lohnen sich auf jeden Fall. Zusätzliche Kassen vor und neben dem Haupteingang sollen bei Grossandrang die Wartezeiten verkürzen helfen. Im ersten Zwischenstock gibts eine nur für diese Sonderschau eingerichtete Boutique, die praktisch jedes Souvenirbedürfnis stillen kann - und beileibe etwa nicht mit Kitsch!


Fotorundgang am Medientag

Alle Fotos: J.-P. Lienhard, Basel © 2009




Rund 200 Journalisten aus aller Welt empfing das Kunstmuseum Basel zum Medientag. Sie sind nicht nur von der Ausstellung begeistert gewesen, sondern auch von der Museums-Direktion: Nirgendwo in der Welt würden Journalisten derart freizügig behandelt, wie im Kunstmuseum Basel; Gratis-Katalog und Vincent-Tragtasche inklusive.




Das Multimedia-Panorama im Atrium verkürzt das Warten.




Gespanntes Harren der Medienvertreter vor den kurzen Ansprachen von Direktor und Kuratorin.




Vor lauter Medienapparaten sieht man die van Goghs nicht mehr: Nach der Eröffnung ist Fotografiern und Filmen daher verboten.




Wer nicht Filmen oder Fotografieren muss, hat um so mehr Zeit, sich eingehend mit den Original-van-Goghs auseinanderzusetzen.




Absurde Situation: Die TV-Journalistin filmt den Fotografen, der seinerseits fotografiert wird.




Eines der berühmtesten Bilder van Goghs erzeugt zweifellos grösstes Interesse.




Nützliche Dienstleistung: Audioguide - kunstgeschichtliche Betrachtungen via iPod nano abrufbar. Auch der Preis stimmt: 5 Franken plus Depot der Identitätskarte/Pass.




Und so gehts: auf Knopfdruck hört man eine bekannte Radiosprecherin, die einen kunsthistorisch in die Bildbetrachtung einführt.




Die Boutique im Zwischenstock mit den Souvenirs macht einen ziemlich aufgeräumten Eindruck.




Die Sonnenblumen van Goghs sind auch zu haben - man muss ihnen aber täglich Wasser geben, sonst ist das Kunstwerk futsch…




Das ist auch ein «van Gogh» - in Form eines Radiergummis…




Den Würfel zu 9.80 habe ich sofort gekauft: Wie man ihn auch dreht und wendet, es kommt immer ein anderer van Gogh zum Vorschein. Die Hand und das azurblaue Kleid stammen von Frau Tschan.




Unter van Goghs Zeitgenossen auch dabei: Hodler (respektive von Hodler).




Und Böcklin…




…und Rodin.




Von wem diese sauren Fische stammen, errät man nicht so leicht, zumal das Bild in der Etage bei van Goghs Zeitgenossen hängt - seltsamerweise, oder logischerweise…




Die in das Atrium vergrösserte Cafeteria…




…servierte im Anschluss an die Medienkonferenz adäquat kunstvoll hergerichtete Amuses-bouches, und zwar mit ebenfalls appetitlich einnehmendem Lächeln…




…so wie das hier, das darum so strahlt und blitzt, weil es a) aus Salzburg stammt und b) einen echten Diamanten aufgeklebt hat.



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Von Jürg-Peter Lienhard

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