Anzeige:
Abschaltung

Artikel vom 17.01.2016

Druckversion

Nachruf

Max Gschwend, Ballenberg-Initiant hochbetagt gestorben

Genannt «Buurehuus-Gschwend» war er einer der ersten, der die ländliche Bau- und Wohnkultur erforschte - zumal im Sundgau

Von Jürg-Peter Lienhard



✝ Max Gschwend. foto@jplienhard.ch 2016


Der Initiant des Schweizerischen Freilichtmuseums Ballenberg ob Brienz starb am 29. Dezember nach kurzer Krankheit 99-jährig, wie seine Familie am Mittwoch, 13. Januar 2016, bekanntgab. Er begann seine Laufbahn als promovierter Geograf, war dann zunächst Gymnasiallehrer in Basel. Sein Interesse für Bauernhäuser, zumal anfänglich jene von Allschwil, trug ihm bei den Schülern und den Volkskundlern den Spitznamen «Buurehuus-Gschwend» ein. Für mehr hier klicken:



Max Gschwend unterzeichnet 1976 beim Notar von Dannemarie Françis Fassel (rechts) die Handänderungs-Urkunde der Wolfersdorfer Scheune im Beisein von Marc Grodwohl (links).


Ohne sein Engagement in Allschwil hätte das Zentrum sein Gesicht als Sundgau-Dorf nicht erhalten können. Ja, es hatten sogar von ihm «angesteckte» Liebhaber Häuser aus dem Elsass nach Allschwil gezügelt. Gschwend gründete an der Augustinergasse in Basel das Zentralarchiv der Schweizer Bauernhausforschung, das nach seiner Pensionierung nach Zug verlegt wurde und heute von Benno Furrer geleitet wird.

In seiner Basler Zeit forschte er viel im elsässischen Sundgau, wo er in Wolfersdorf auf eine haus- und wohngeschichtlich einzigartige Ständerscheune stiess, die den Dreissigjährigen Krieg trotz weiträumiger Zerstörungen bis in unsere Zeit heil überstanden hat. Er trieb Mittel auf, um dieses Denkmal der ländlichen Baugeschichte zu erwerben und damit vorläufig zu schützen. Er übertrat das Eigentum an die von Marc Grodwohl gegründete «Maisons Paysannes d’Alsace», die das ursprüngliche Ecomusée de Haut-Alsace in Ungersheim aufbaute. Gschwend unterstützte Grodwohl auch durch das Präsidium des von Jürg-Peter Lienhard initiierten Vereins Elsass-Freunde Basel.

Das herausragende Verdienst von Max Gschwend ist seine akribische Forschungsarbeit für die ländliche Behausung. Er erkannte als erster, dass die lange von der Wissenschaft unbeachtet gebliebenen ländlichen Wohn- und Nutzbauten eine überragende kulturhistorische Bedeutung als Zeugen der mitteleuropäischen Zivilisationsgeschichte einnehmen und zumal die Wertschätzung von Baudenkmälern verdienten. Sein höchst wirksames Engagement für die profanen historischen Bauten führte vielerorts zu einem Umdecken der Wertschätzung und zur Aufstellung von Richtlinien für den Dorfbildschutz. Vielerorts wurden dadurch in der Schweiz und im Elsass die Dorfkerne derart aufgewertet, dass sie touristische Anziehungspunkte und daher wirtschaftlich interessante Zentren wurden.



Ecomusée de Haute-Alsace vermutlich in den späten 80er-Jahren. Von rechts nach links: Max Gschwend (mit Mappe unter dem Arm), Gilbert Fricker, ein europäisch tätiger Industrieller und damals Bürgermeister von Ungersheim (auf dessen Terrain das Freilichtmuseum gebaut wurde), Docteur Henri Goetschy, langjähriger Präsident des damaligen oberelsässischen Parlamentes «Conseil Général du Haut-Rhin» und politischer «Schutzpatron» des Museums-Gründers Marc Grodwohl, der vorne im schwarzen Anzug sitzt. © foto@jplienhard.ch 2016

Von Jürg-Peter Lienhard


Klicken Sie hier, wenn Sie fortan bei neuen Artikeln dieses Autors benachrichtigt werden wollen!


Anzeige:

Deutsch



Nach oben


Copyright © 2003 by webjournal.ch

 

Die Funktion Newsletter ist wegen Spam blockiert. Schreiben Sie eine Mail an info(ad)webjournal.ch mit dem Betreff: «Bitte newsletter zusenden» Besten Dank für Ihr Verständnis.