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Artikel vom 25.01.2010

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Ottokars Cinétips

Wenn der Dibbuk klopft...

Wenn die Coen-Brüder die Geschichte eines ernsten Mannes erzählen, dann wird es nicht lange ernsthaft zugehen: «A Serious Man» ist ihre bisher wohl schwärzeste Komödie

Von Ottokar Schnepf



Michael Stuhlbarg ist der motivationsgehemmte Larry Gopnick, dem die Probleme sprichwörtlich über den Kopf wachsen.


Wenn der Dibbuk an die Wohnungstür klopft, ist der eheliche Frieden schnell beim Teufel. Mit einem historischen Minidrama aus dem sprichwörtlichen Schtedtl kündigt sich der neue Coen-Film an - und führt uns danach flugs ins Jahr 1967, in den tristen Alltag des motivationsgehemmten Universitätsprofessors Larry Gopnik (Michael Stuhlbarg), der gerade die Welt nicht mehr versteht.

Larry sieht sich mit ein paar Problemen konfrontiert, die ungünstigerweise alle zugleich auftreten: Seine Frau (Sari Lennick) teilt ihm ungerührt mit, dass sie sich scheiden lassen und zu Larrys bestem Freund Sy Ableman (Fred Melamed) ziehen will; sein Bruder (Richard Kind) okkupiert täglich stundenlang das Badezimmer; ein Student will ihn bestechen, um an der Prüfung nicht durchzufallen. Kommt noch hinzu: sein Nachbar ist ein Antisemit und Redneck - im Traum sieht Larry ihn mit der Flinte auf Judenjagd.

Kein Wunder gerät der seriöse Professor in eine unüberwindbare Sinnkrise. Vergebens sucht er Rat bei den Rabbinern, die aber entblössen sich entweder als dumme Schwätzer oder als für Larry unerreichbar.

Schonungslos rechnen hier die Regiebrüder mit ihrer Vorstadtkindheit im jüdischen Milieu ab und lassen ihren Helden gnadenlos an seinen Sinnfragen verzweifeln. Als Meister des komischen Timings muss man die beiden auch diesmal nicht gesondert würdigen - für ihren verstörenden und dabei ganz unernsten Film.

«A Serious Man» zeigt sie in Bestform, vor allem beweisen Ethan und Joel Coen einmal mehr ihren ungetrübten Spass am Kino. Und ihre giftigen Religions- und Gesellschaftsporträts demonstrieren, dass sie die Prinzipien des jüdischen Humors viel radikaler fassen als Hollywoods Spassmacher vom Dienst Woody Allen.

Jetzt im Kino.

Von Ottokar Schnepf


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